Artikel aus dem Haller Kreisblatt, 23.4.2016. Grünfläche am Berufskolleg: Die Öffentlichkeit wird erst mal noch nicht beteiligt. CDU und Grüne fordern weitere Informationen. SPD und UWG sprechen von Hinhaltetaktik.
Zoff um Zeitverzögerung
Grünfläche am Berufskolleg: Die Öffentlichkeit wird erst mal noch nicht beteiligt. CDU und Grüne fordern weitere Informationen. SPD und UWG sprechen von Hinhaltetaktik
Von Nicole Donath
Halle. Draußen schien die Sonne, doch im Rathaus herrschte dicke Luft: Nach fast zweistündiger Diskussion war der Tagesordnungspunkt »Bebauungsplan Berufskolleg« im Ausschuss für Stadtplanung vom Tisch und Vorsitzende Ulrike Sommer (SPD) bedient.
Was war geschehen? Nun, Roger Loh vom Planungsbüro Tischmann Schrooten hatte für die Grünfläche zwischen Berufskolleg und Bahnlinie auftragsgemäß zwei Varianten als Diskussionsgrundlage erarbeitet: Geschosswohnungsbau einerseits, Stadtpark andererseits. Pläne, mit denen die Verwaltung ebenso wie SPD und UWG in die frühzeitige Bürgerbeteiligung gehen wollten, um Anregungen, Vorschläge oder Bedenken zu sammeln. Doch daraus wurde nichts.
Grüne und CDU überstimmten am Ende SPD und UWG. Nicht, weil sie grundsätzlich gegen die Aufstellung eines Bebauungsplanes wären, wie Wolfgang Schulz (CDU) und Grünen-Sprecher Jochen Stoppenbrink betonten. Nein, vielmehr seien die Bürger noch nicht ausreichend informiert, um über die beiden Varianten befinden zu können: „Es hat sich zuletzt so viel getan: Die Menschen, die für Wohnungsbau sind, müssen auch entscheiden können, ob der dann gerade hier sein soll.“ Ihre Forderung: Die Verwaltung soll bis zur nächsten Sitzung im Juni eine Übersicht über die großen Grünflächen in der Stadt erstellen, wo alternativ Geschosswohnungsbau entstehen könnte — Wohnbauflächenpotenzialanalyse heißt das im Fachjargon. Sobald die den Bürgern zur Verfügung gestellt werde, könne man auch dem Einstieg in die Aufstellung eines Bebauungsplanes zustimmen.
Bauamtsleiter Jürgen Keil schüttelte nur noch mit dem Kopf. „Die Bürger kennen ihre Stadt: Wie viele Grünflächen in der Größe haben wir denn wohl, die man bebauen könnte? Mir fallen da nicht viele ein. Sie haben Angst vor der eigenen Courage und wollen die Entscheidung auf die lange Bank schieben“, warf er dem CDU-Sprecher vor. Und Ulrike Sommer ergänzte: „Ich verstehe es nicht! Man kann sich doch trotzdem anhören, was die Leute wollen, und um mehr geht es zu Beginn eines solchen Verfahrens doch nicht. Und niemand kann uns vorwerfen, dass wir uns bereits für eine Variante entschieden hätten, denn es stehen doch tatsächlich zwei zur Diskussion. Und selbst die sind nicht in Stein gemeißelt“, richtete sie das Wort sowohl an die CDU als auch an die Vertreter der Stadtpark-Initiative. Die Planvarianten stellte Roger Loh trotzdem vor: Für den Fall einer Bebauung könnten dies dreigeschossige Mehrfamilienhäuser sein, die 30 bis 60 Wohneinheiten zwischen 50 und 140 Quadratmetern Größe schaffen würden. Die Häuser wären von Grün umgeben, die Eichen blieben erhalten. Darüber hinaus wurde bekannt, dass sich das Berufskolleg hier eine Finnbahn wünscht. Laut Kreiskämmerer Ingo Kleinebekel soll die aber ans Berufskolleg angedockt werden und nicht auf der Rasenfläche entstehen, die überplant wird.
Am Ende geht’s auch ums Geld
- Die Grünfläche zwischen Berufskolleg und Bahnlinie, rund 10000 Quadratmeter groß, befindet sich zurzeit noch im Besitz des Kreises Gütersloh. Die Planungshoheit liegt allerdings bei der Stadt Halle. Doch ganz gleich, wie die Stadt diesen Bereich in Zukunft nutzen will — ob nun als Stadtpark oder als Bauland: Vor der Umnutzung muss man das Areal vom Kreis kaufen.
- Nun ist sich der Kreis dessen bewusst, wie wertvoll diese Fläche ist und man wird demzufolge auch eine bestimmte Summe erzielen wollen — und zwar unabhängig davon, ob man das Areal „nur“ für eine Grünfläche oder für die Nutzung als hochwertiges Bauland abgibt. Würde sich die Stadt also für einen Park entscheiden, müsste man bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen und im Gegenzug auf Einnahmen aus Grundstücksverkäufen verzichten.
[BILD]
Alles offen: Auf der Wiese im Vordergrund soll das Berufskolleg eine Finnbahn erhalten. Oh auf der Fläche hinter den Eichen, die in jedem Fall erhalten werden sollen, Mehrfamilienhäuser oder ein Bürgerpark entstehen, entscheidet sich noch. Aber noch nicht jetzt. FOTO: N. DONATH