Zwei Artikel aus dem Haller Kreisblatt, 06.11.2015.
Stadtparkinitiative: Letzte Chance für Innenstadtpark vor dem Ende. Verwaltung legt Konzept für die Bebauung hinter dem Berufskolleg vor.
Favoriten stehen fest: Die Haller Verwaltung empfiehlt die Fläche südlich des Berufskollegs für stadtnahes Wohnen. Die neue Kindertagesstätte soll an der Masch gebaut werden.
„Wieder nichts mit Bürgerbeteiligung“
Stadtparkinitiative: Letzte Chance für Innenstadtpark vor dem Ende. Verwaltung legt Konzept für die Bebauung hinter dem Berufskolleg vor.
Halle (hego). Gisela Bültmann und Hartmut Lüker und ihr Team kämpfen seit 2013 für einen Innenstadtpark auf dem Gelände hinter dem Berufskolleg. 1000 Unterstützungsunterschriften haben sie dafür gesammelt. Nun scheint das Projekt gestorben zu sein, denn die Stadt möchte es im Rahmen der Initiative »Stadtnahes Wohnen« als Bauland nutzen. Die Initiative hatte für die Ratssitzung am Mittwoch einen Antrag gestellt, das Thema »Stadtnahes Wohnen« ausschließlich im Rahmen des beschlossenen integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) zu behandeln. „Wir wollen, dass bei der Planung mit einer Bürgerbeteiligung gearbeitet wird“, sagte Lüker.
Das wird aber, so zeichnet es sich ab, so nicht geschehen, wurde gestern Morgen aus dem Rathaus bekannt. Hier soll auf jeden Fall Wohnbebauung entstehen, und zwar ohne Bürgerbeteiligung.
1,9 Hektar Fläche mit einer Netto-Bebauungsgröße von einem Hektar stehen hier zur Verfügung. Lüker: „Eine Stadt zum Wohlfühlen, wie sich Halle gerne nennt, besteht nicht nur aus Häusern und Straßen.“
Gisela Bültmann erinnerte daran, dass der Hauptausschuss vor drei Wochen beschlossen habe, ein integriertes Stadtentwicklungskonzept zu erarbeiten: „Weil die Bürgerbeteiligung wesentlicher Bestandteil ist, haben wir geglaubt, dass wir Bürger an der Planung der Grünflächen beteiligt werden. Dieser heutige Vorschlag der Stadtverwaltung ist ein Schlag ins Gesicht. Wieder nichts mit Bürgerbeteiligung.“
Kai Thöne ergänzte: „Der kleine Park am Marktkauf ist geopfert worden. Großräumige Naturräume werden durch die A33 zerstört und Bäume gefällt. Immer mehr Wohn- und Industrieflächen und nun auch noch die letzte Grünfläche, die sich noch für einen Innenstadtpark eignet. Halle verliert immer mehr.“ Und er legt nach: „Die Nachbargemeinden arbeiteten am Erhalt und Aufbau von Parkanlagen. Halle nicht.“
Die Mitglieder der Stadtparkinitiative pflanzten einen Ravensberger Apfelbaum als Zeichen der Hoffnung an der Südspitze des Geländes, allerdings außerhalb der Fläche auf städtischem Grund.
Enttäuscht ist die Initiative von der Bürgermeisterin. Anfragen und Anträge der Stadtparkinitiative erführen keine Antwort. So sei auch der oben erklärte gestellte Antrag in der Ratssitzung nicht erwähnt worden.
Doch die Aktionisten wollen nicht aufgeben. „Zur nächsten Sitzung werden wir mit etlichen Mitstreitern erscheinen“, sagte Lüker.
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Pflanzaktion: Am Rand des möglichen Stadtparkgelandes pflanzte gestern die Initiative einen Apfelbaum. Von links: Gisela Geyer, Gisela Bültmann, Ulrike Müller-Boassier, HartmatLüker, Kai Thöne, Marion Abel und Andreas Bültmann. FOTO: H. GONTEK
Standortsuche abgeschlossen
Favoriten stehen fest: Die Haller Verwaltung empfiehlt die Fläche südlich des Berufskollegs für stadtnahes Wohnen. Die neue Kindertagesstätte soll an der Masch gebaut werden.
VON NICOLE DONATH
Halle Am kommenden Donnerstag wird sich der Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss nun mit diesem Vorschlag befassen. Zuletzt war die Standortsuche in der Sitzung am 3. September Thema. Hier hatte Planer Dirk Tischmann die verschiedenen Varianten mit allen Vor- und Nachteilen vorgestellt, an welchen Orten in der Haller Innenstadt stadtnahes Wohnen und der Bau der neuen Kindertagesstätte realisiert werden könnte. Mittlerweile hat die Verwaltung die dargestellen Möglichkeiten des Stadtplaners bewertet und ist zu einem Ergebnis gekommen.
„Nach Abwägung aller Belange sind wir der Auffassung, dass wir das freie Areal zwischen Berufskolleg und Bahnlinie als Standort für Geschosswohnungsbau vorsehen sollten“, erklärte Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann. „Dies ergibt sich vor allem aus der großen Nähe zur Innenstadt und der schnellen eigentumsrechtlichen Verfügbarkeit des Geländes.“ Bekantlich gehört die Fläche dem Kreis Gütersloh, der sofort bereit wäre, diese an die Stadt Halle zu verkaufen. Allerdings nicht für kleines Geld, wie die Bürgermeisterin betonte. „Im Gegenteil: Der Kreis weiß sehr wohl, wie wertvoll diese Fläche ist, und dementsprechend hat der Kämmerer bereits Ansprüche geltend gemacht. Herkömmliche Wohnbebauung kam deshalb nie in Frage“, fuhr Anne Rodenbrock-Wesselmann fort. „Aber jetzt, da wir aufgrund des fehlenden Mietwohnungsbaus hohen Druck verspüren, sollten wir tätig werden.“
Wie sich das Gelände anschließend darstellt, wird frühestens im Zuge der Aufstellung eines Bebauungsplanes festgelegt. Aber so viel steht fest: „Es wird eine harmonische Einheit — zweckmäßig und modern zugleich — mit vielen Grünzonen. Auch die alten Eichen werden definitiv bleiben.“ In Richtung Stadtpark-Initiative (siehe auch unten stehenden Artikel) fügte sie an: „Bei allem Verständnis — aber diesen Wünschen können wir hier nicht nachkommen.“ Darüber hinaus gebe es in Halle zahlreiche gewachsene Parks und Grünflächen.
Während es zunächst die Überlegung gab, auch die neue Kindertagesstätte, die bis 2017 errichtet werden soll, in diesem Bereich zu bauen, nahm man davon wieder Abstand: „Ein Kriterium hier war die schlechte Erreichbarkeit“, erklärte Anne Rodenbrock-Wesselmann. Stattdessen habe man sich jetzt auf die Fläche zwischen Künsebecker Weg und dem Sportplatz an der Masch verständigt. „Diese Fläche befindet sich in städtischem Eigentum“, nannte die Bürgermeisterin eines der Hauptargumente. „Der Bereich ist gut erschlossen, der Standort bestens erreichbar. Vor allem wäre hier aber auch ohenhin keine klassische Wohnbebauung erlaubt — ganz im Gegensatz zu einer Kindertagesstätte, die ja nur bis in die späten Nachmittagsstunden betrieben wird. Deshalb ist die Lösung perfekt.“ Konkret werden etwa 4000 Quadratmeter Fläche plus Stellplätze benötigt.
Nachdem es bisher nur in Rheda-Wiedenbrück eine Kindertagesstätte mit heilpädagogischen Plätzen gibt, hatte das Kreis-Jugendamt den Plan entwickelt, auch im Norden des Kreises ein solches Angebot zu machen — zum Beispiel in Halle. Insgesamt sind vier Gruppen geplant. Ziel ist es, die Einrichtung zum 1. August 2017 zu eröffnen.
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Künftig Kita-Standort: Auf dieser Flache zwischen Künsebecker Weg und Sportplatz Masch soll den Vorstellungen der Verwaltung zufolge die neue Kindertagesstätte mit heilpädagogischen Platzen entstehen. FOTO: N. DONATH