Artikel aus dem Westfalen-Blatt, 11.06.2021. Nach jahrelangem Stillstand fühlt sich Bürgerinitiative von Stadt und Politik ein Stück weit „vergessen“.
Stadtpark-Gruppe fordert Schwung
Nach jahrelangem Stillstand fühlt sich Bürgerinitiative von Stadt und Politik ein Stück weit „vergessen“
Von Stefan Küppers / halle (WB). Das Bürgerbegehren zum Thema Alleestraße läuft aktuell sehr erfolgreich. Doch vor Jahren gab es schon mal eine Unterschriftensammlung in Halle mit großer Beteiligung — und zwar für die Entwicklung eines Stadtparks. Annähernd 1000 Unterschriften hatte die Stadtpark-Initiative um Gisela Bültmann, Hartmut Lüker und Kai Thöne in der Bevölkerung gesammelt. Dann hatte man aufgehört zu sammeln in der Erwartung, es tut sich was zum Beispiel im seinerzeit bevorstehenden Prozess für ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK). Doch dessen Ergebnisse waren nicht nur aus Sicht von Gisela Bültmann eine Riesenenttäuschung für das Ziel Stadtpark. Jetzt ist es aus Sicht der Initiative hohe Zeit, dass sich Verwaltung und Politik dieses auch unter lokalen Klimagesichtspunkten wichtigen Projektes wieder annehmen.
„Wir fühlen uns vergessen“, sagt die streitbare Gisela Bültmann. Die Aussagen der NRW-Umweltministerin Ursula Heiner-Esser (CDU), die sich jüngst bei einem Online-Klimaworkshop der Haller CDU auch über lokale Maßnahmen äußerte, war noch einmal mehr Anlass für das Stadtpark-Projekt die Trommel zu rühren. „Es geht darum, dass Klimaziele auch umgesetzt werden“, sieht Kai Thöne in der Entwicklung viele positive Ansatzpunkte für ein besseres Mikroklima in Halle. Dafür braucht es nicht nur viele alte Bäume, die es in dem Park hinter dem Berufskolleg in größerer Zahl gibt, sondern das Freihalten und Entwickeln von Grünflächen überhaupt.
Ein Konzept liegt seit vielen Jahren vor. Die „grüne Lunge“ für Halles Zentrum soll demnach mit anderen Grünflächen vernetzt und zugleich als Erholungsort für die Bevölkerung entwickelt werden. Wege schaffen, Wasserflächen anlegen, Parkplatz renaturieren, Wasserlauf anlegen sind Stichpunkte im Konzept der Initiative. Weiterhin sind Ideen für Spiel, Bewegung und Erholung aufgeführt wie Kleinkindspielplatz, Bewegungsgeräte für alle Altersgruppen, Bänke, Liegewiese und Finnenbahn, die das Berufskolleg bereits entwickelt hat. Unter dem Stichwort „Natur erlernen und erleben“ finden sich Stichworte wie Urban Gardening, Imkerhaus, Heimische Obstbäume, Wildpflanzen-(Blumen-)-Wiese, pädagogische Angebote für Schulen, Kindergärten, Volkshochschule und Jugendzentrum und Grünes Klassenzimmer für angrenzende Schulen. Schließlich sind in einem solchen Stadtpark aus Sicht der Initiative auch Kulturveranstaltungen auf einer Naturbühne, Festveranstaltungen sowie ein Ausstellungsort für bildende Kunst denkbar.
Auf den insgesamt mehr als 17.000 Quadratmetern Grünfläche zwischen Berufskolleg und Bahnlinie wären also vielerlei öffentliche Nutzungen denkbar.
Konzept für einen grünen Treffpunkt für Spiel, Erholung und Kultur liegt seit Jahren vor.
Was nach Auffassung der Stadtpark-Initiative insbesondere auch für die vielen Menschen in Halle von Interesse sein dürfte, die in der Innenstadt in Mietwohnungen ohne eigenen Garten leben. Doch wie kann es weitergehen? Hartmut Lüker bedauert, dass es nach all den Jahren immer noch keinen Stand in den Gesprächen mit dem Kreis Gütersloh gibt. Bislang gab es zwischen dem Kreis als Eigentümer der Flächen keine Einigung über einen möglichen Kaufpreis. Hier standen sogar Baulandpreise im Raum, was für den Grundstückserwerb annähernd drei Millionen Euro für die Stadt bedeuten würden. Wie Kai Thöne weiß, hat der Kreis vor Jahrzehnten mal 50 Mark für den Quadratmeter an die Stadt Halle bezahlt. Mehr als 50 Euro solle man daher nicht verlangen dürfen, meint Thöne. Für in diesem Falle etwa 800.000 Euro bekäme man in Halle heute kaum noch zwei Einfamilienhäuser. Im Sinne der Bürger sollte dies aber ein Stadtpark der Stadt wert sein, meint Kai Thöne. Hartmut Lüker sieht sogar eine Fürsorgeverpflichtung der Stadt gegenüber ihren Bürgern.
Hartmut Lüker bringt ein Pachtmodell beziehungsweise eine kostenlose Überlassung durch den Kreis ins Gespräche und verweist auf den Reckenberg-Park am Kreishaus Wiedenbrück, wo dies genauso gelaufen sei. Die Haller Stadtpark-Initia
tive will gar keine engen Vorgaben machen. Wichtig sei, dass Bewegung in die Sache komme und gemeinsam mit Bürgern etwas erarbeitet werden könne. Bezüglich des bevorstehenden Leitbild-Prozesses zeigen sich Hartmut Lüker und Gisela Bültmann noch überwiegend skeptisch, während Kai Thöne hofft, dass die Einbeziehung externer Experten Früchte trägt und auch dem Stadtpark-Projekt neuen Schwung gibt.
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Diese Grünfläche hinterm Berufskolleg sollte endlich zum Stadtpark entwickelt werden, erinnert die Initiative. Archivfoto: Fälker
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Hartmut Lüker, Gisela Bültmann und Kai Thöne (von links) erwarten neuen Schwung fürs Stadtpark-Projekt. Foto: Küppers