Leserbrief aus dem Haller Kreisblatt, 3.2.2016.
„Brennpunkt wird forciert“
Zur Berichterstattung über das geplante Flüchtlingsheim am Heidekamp erreichte ans eine Stellungnahme der Heidekamp-Anwohner:
[…] Wir möchten uns die Bezeichnung „Banausen“ verbitten und halten dies vielleicht für ein verlockendes, aber wenig gelungenes Wortspiel.
Mit unseren Einwänden möchten wir — die Anwohner des Heidekamps als multikulturelle Gemeinschaft — darauf aufmerksam machen, dass unserer Ansicht nach keine Rede von ausgewogener Verteilung der Asylsuchenden auf das Stadtgebiet sein kann, wie es die Politik darstellen möchte. Vielmehr ist der Löwenanteil der insgesamt 417 Asylsuchenden in Halle im Haller Osten untergebracht. Konkret am Sandkamp, in der ehemaligen Gaststätte Pallmeier, in der Gerhart-Hauptmann-Schule und im Weidenkamp. Weiterhin ist die Unterbringung von mindestens 132 Personen im Bereich der TWO geplant.
Die derzeitige Heidekamp-Siedlung setzt sich zum Großteil aus Einfamilien- und Doppelhäusern zusammen, in denen derzeit 32 Erwachsene und 24 Kinder wohnen. Durch den geplanten sozialen Wohnungsbau in zwei- bis dreigeschossiger Bauweise für insgesamt 28 bis 44 Personen sehen wir den Charakter des Baugebietes gefährdet. Wir halten es für fraglich, ob in diesem Stadtteil ausreichend Kindergarten- und Schulplätze vorhanden sind. Darüber hinaus gibt es keinen Spielplatz in der Nähe.
Die Stadt plant den Bau der Flüchtlingsunterkunft auf einem Erbpachtgrundstück. Das bedeutet, sie bindet sich 99 Jahre an die Erbpacht der evangelischen Kirche. Somit wird es schwierig sein, das Gebäude später an einen privaten Investor zu veräußern, um den Stadthaushalt und damit alle Haller Bürger zu entlasten. Sollte diese langfristige Belastung zumutbar sein, stünden mit weiteren Erbpachtgrundstücken am Berghof zahlreiche Alternativen bereit, die dezentraler liegen.
Vor dem Hintergrund, dass die Stadt Halle in den vergangenen acht Jahren durch ihr mangelndes Engagement zur Lösung der Probleme mit den Gebäuden Sandkamp 25 und 27 wenig zur Aufwertung des Stadtteils beigetragen hat, entsteht hier der Eindruck, dass bewusst ein sozialer Brennpunkt forciert wird. Integration wird nicht durch Ghettoisierung gelingen.
Die Heidekamp-Anwohner