Artikel aus dem Westfalen-Blatt, 11.1.2017. Zum städtischen Bürgerforum am 19. Januar: Stadtpark-Initiative druckt Einladungen.
Chance für die letzte Grünfläche
Zum städtischen Bürgerforum am 19. Januar: Stadtpark-Initiative druckt Einladungen
Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Alle Bürger sollen einbezogen werden bei der Zukunftsplanung für die Haller Innenstadt. Für das geplante Bürgerforum am 19. Januar gibt es aber noch keine öffentliche Einladung der Stadt. Das ist nur ein Punkt, der von der »Stadtpark-Initiative Halle« kritisiert wird.
Initiativ-Sprecher Hartmut Lüker hat bisher lediglich per Brief eine Einladung bekommen, andere Gruppen, wie der Stadtsportverband, aber nicht, wie Kai Thöne bemängelt. Deshalb wird die Initiative selbst aktiv. Sie hat hunderte Karten mit einem Luftbild des Areals südlich des Berufskollegs drucken lassen, die kommenden Freitag in der Innenstadt und auf dem Wochenmarkt verteilt werden sollen. Der Tenor: »Wir bitten alle Menschen in Halle, sich am Stadtentwicklungskonzept zu beteiligen. Kommen Sie zur Auftaktveranstaltung in die Remise.« (19. Januar, 19 Uhr).
Die Stadtparkinitiative sieht in dem Prozess des vom Bund geförderten »Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes« (ISEK) die Chance, die letzte zusammenhängende Grünfläche in der Innenstadt zu erhalten. »Für ein attraktives Leben, das Stadtbild, das Stadtklima, die Naherholung und die Natur«, argumentiert Hartmut Lüker. Seine Kritik richtet sich aber dagegen, dass bereits ein ergebnisoffenes Bebauungs planverfahren für das Gebiet eingeleitet worden ist, noch bevor das Ergebnis des ISEK feststeht. Das müsse abgewartet werden. Es liege jetzt an den Bürgern, ihre Stimme gegen den Zubau der Innenstadt zu erheben.
[»Zwei kleine Friedhöfe im Zentrum als letztes Grün — das ist mickrig.« Kai Thöne]
Mitstreiterin Gisela Bültmann und Kai Thöne bestreiten, dass es in Halle an Wohnbauflächen mangele. Sie verweisen auf den Bereich Sandkamp nach dem Abriss der Hochhäuser, auf die Flächen am Postweg/Ecke Alleestraße, die nördlich des Schulzentrums nach Verlegung der Sportplätze, auf das Gebiet zwischen Rosen- und Martin-Luther-Straße, den Gartnischkamp und die möglichen Objekte entlang der B 68 nach der A‑33-Eröffnung.
»Am Schulzentrum und an der Neulehenstraße verliert die Stadt dabei wieder große Natur- und landwirtschaftliche Flächen«, meint Lüker. »Wir meinen, dass das doch wohl erst einmal abgewickelt werden sollte, bevor man nun auch noch die wertvolle Fläche am Berufskolleg mit Häusern, Straßen und Parkplätzen zubaut.«
Kai Thöne ergänzt: »Eine Stadt besteht nicht nur aus Häusern. Wir Menschen brauchen Freiräume. Zwei kleine Friedhöfe im Zentrum als letztes Grün — das ist mickrig.« Wenn die Baulandpreise gestiegen seien, was auch Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann in ihrem Interview als Gegenargument anführe, sei das der Baulandpolitik der Stadt zu verdanken. Kritisch sieht es die Initiative aber, dass die Bürgermeisterin durch ihre ablehnende Haltung der Bürgerbeteiligung schon vorgreife. »Damit beerdigt sie das gerade eröffnete ergebnisoffene Bebauungsplanverfahren.«
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Hartmut Lüker, Gisela Bültmann und Kai Thöne (von links) werben für eine breite Bürgerbeteiligung am ISEK-Verfahren. Foto: Klaus-Peter Schillig