Artikel aus dem Westfalen-Blatt, 27.08.2015. Dietmar Hampel verfolgt als neuer Direktor des Berufskollegs Halle klare Ziele.
Als Schule Anderes und Neues wagen
Dietmar Hampel verfolgt als neuer Direktor des Berufskollegs Halle klare Ziele
Von Stefan Küppers
Halle/Altkreis (WB). Das Berufskolleg in Halle ist mit 1600 Schülern die mit Abstand größte Schule im Altkreis. Mit gezielter Stärkung des Gesundheitsbereiches sowie der europäisch-fremdsprachlich orientierten Bereiche Will der neue Direktor Dietmar Hampel das Berufskolleg auch mittel- und langfristig zukunftsfest machen.
Der Nachfolger von Hans-Jürgen Kuhlmann hat als stellvertretender Schulleiter seit 2011 die Ausgangslage für das Berufskolleg Halle gut analysieren können. Die rund 1600 Schüler, die an der Bündelschule von etwa 100 Kollegen unterrichtet werden, nutzen das Schulangebot zu etwa zwei Drittel in Vollzeit. Etwa 500 Schüler befinden sich in den Dualen Bildungsgängen, die allermeisten davon in den Bereichen Wirtschaft und Verwaltung, aber auch der Bekleidungsbereich ist stark. Als das Haller Berufskolleg vor Jahren den Metallbereich nach Gütersloh abgab, wurde mit dem Gesundheitsbereich ein neuer Schwerpunkt entwickelt, der alleine mit 500 Schülern immer mehr Zulauf gewonnen hat. »Wir werden uns immer wieder neu ausrichten müssen, um neue Ausbildungsgänge zu integrieren. Gerade der duale Bereich darf uns hier nicht wegbrechen«, sieht Hampel manche Entwicklungen durchaus mit Sorge.
Pusch bei Gesundheit
Der neue Direktor befürwortet den Umstand, dass ein Berufskolleg auch im Wettbewerb steht. Und er weiß, dass man mit erfolgreichen Projekten wie »Gesunde Schule«, mit dem man 2013 einen Preis über 15.000 Euro einheimste, gute Impulse in der Schülerschaft und im Kollegium setzen kann. Ein solcher Impuls soll auch die verstärkte Zusammenarbeit mit dem lettischen Valmiera werden. Schüleraustäusche und Projekte sollen das Profil der Europaschule weiter stärken.
Ein zentrales Anliegen von Direktor Hampel ist die weitere Öffnung der Schule nach außen. Beispielhaft nennt er dafür die bereits laufende Kooperation mit Bethel. Hier untersuchen Schüler aus dem Gesundheitsbereich behinderte Schüler aus Bethel sportmedizinisch. Umgekehrt nehmen behinderte Schüler aus Bethel am Sportunterricht in Halle teil, gelebte Inklusion halt.
Eng kooperiert die Gesundheitsabteilung des umtriebigen Dr. Christian Schürmann auch mit den Sportmedizinern an der Uni Bielefeld, bei der die Haller Schüler eine Kontrollgruppe für eine Vergleichsstudie über adipöse (übergewichtige) Kinder bilden. Als ein positives Beispiel für Außendarstellung sieht Hampel auch den Auftritt der Gesundheitsschüler bei der Gewerbeschau Gartnisch. Das Betufskolleg könne so zeigen, was es alles könne. Hampel: »Wir haben zum Teil sportmedizinische Geräte, da werden manche Unis neidisch«, weist Hampel beispielhaft auf einen sogenannten Aeroman hin, mit dem der Sauerstoffgehalt bei Leistungssportler überprüft werden kann. Angeschafft wurde dieses teure Gerät übrigens mit dem zuvor erwähnten Preisgeld von 15.000 Euro.
Erste Tablet-Klassen
Als Schule flexibel und beweglich sein, das ist eines der Ziele von Dietmar Hampel. Dazu gehört zum Beispiel die erstmalige Einrichtung von zwei sogenannten Tablet-Klassen ab 2016 im Wirtschaftsgynmasium. »Wir sollten die fortschreitende Digitalisierung, mit der die Schüler ohnehin leben, für die Schule nutzen und so bessere Lernergebnisse und Motivation erzeugen«‚ sagt der Direktor.
Hampels Vision ist ein Oberzentrum Gesundheit am Berufskolleg, das seine sportmedizinischen Kompetenzen auch der Region zur Verfügung stellt. Den individuellen Trainingszustand wissenschaftlich belegen lassen könnten sich dann Sportler hiesiger Vereine genauso wie Mitarbeiter von Stadt- oder Kreisverwaltung. Und auch die Schüler hätten eine Menge davon.
Doch auch schwächere Schüler, die einen besonderen Förderbedarf haben, will der neue Direktor verstärkt in den Fokus nehmen. In sogenannten Förderbändern werde hier zusätzlicher Unterricht in Mathe, Deutsch und Englisch organisiert. »Wo bleiben denn diese Schüler, wenn sie auch bei uns hinten rüber fielen«, sieht Hampel hier Handlunsgbedarf. Etwa zehn Prozent eines Jahrgangs würden als noch nicht anschluss- oder ausbildungsfähig gelten.
Lernwillige Flüchtlinge
Viele Kräfte bindet derzeit auch eine Internationale Förderklasse, in der seit April 14 junge Flüchtlinge unterrichtet werden. Da die Deutschkenntnisse der 17- bis 23-Jährigen sehr unterschiedlich sind, ist die Herausforderung für die Lehrkräfte entsprechend groß. Zum Glück gibt es auch ehrenamtliche Unterstützung pensionierter Kollegen. »Es ist toll, wie geradezu lerngierig die jungen Fllüchtlinge sind«, sagt Hampel. Aber zugleich warnt er vor personellen Überforderungen der Schule: »Wir kommen an unsere Grenzen.«
Dietmar Hampel will das Berufskolleg als einen Bildungspartner im Altkreis positionieren und erhofft sich hierfür auch politische Unterstützung. Mit einer stärkeren Kooperation von gymnasialen Oberstufen hat der neue Direktor übrigens kein Problem: »Ich habe da keine Berührungsängste.«
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Der neue Direktor des Berufskollegs Halle, Dietmar Hampel, drückt im gut ausgestatteten Gesundheitsbereich der Schule eine Beinpresse. Gerade im sportmedizinischen Bereich kann sich der gelernte Sportlehrer Hampel neue Akzente für das Berufskolleg vorstellen. Foto: Küppers
[Der Werdegang des neuen Direktors]
Dietmar Hampel (57) wurde im schlesischen Oppeln geboren, wuchs aber in Bielefeld auf. »Ich wusste früh, dass ich Lehrer werden wollte«, berichtet er von motivierenden Erfahrungen an einer Bielefelder Realschule, der ein Besuch einer Höheren Handelsschule mit gymnasialen Zweig folgte. Er hat also einen ähnlichen Weg absolviert, wie viele seiner Schüler heute auch. Nach dem Abitur machte Hampel zunächst eine Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann, bevor er in Bielefeld und Paderborn Wirtschaftswissenschaften und Sport auf Lehramt studierte.
In seiner Jugend war Hampel als Fußballer beim VfB 03 Bielefeld erfolgreich in der Jugend-Westfalenliga aktiv, bevor eine Bänderverletzung weiteren Ambitionen ein Ende setzte. Hampel war während seines weiteren Werdegangs am Rudolf-Rempel-Berufskolleg in Bielefeld, am Friedrich-Liszt-Berufskolleg in Hamm sowie am Carl-Severing-Berufskolleg in Bielefeld tätig, bevor er 1997 in die Lehrerausbildung für Berufskollegs an das Studienseminar in Bielefeld wechselte. Von dort schließlich kam Hampel 2011 als stellvertretender Schulleiter nach Halle. Zum 1. August wurde er als Direktor des Berufskollegs berufen.
[Berufskolleg will »Stadtpark« selbst nutzen]
Während in Halle eine Bürgerinitiative schon mehr als 800 Unterschriften für die Schaffung eines neuen Stadtparks am Berufskolleg gesammelt hat, hegt das Berufskolleg bereits seit Herbst 2013 eigene Plane für die Nutzung der Fläche. Um den stark gewachsenen Gesundheitsbereich an der Schule attraktiver zu machen und auszubauen, soll auf der Grünfläche eine so genannte Finnlaufbahn angelegt werden. Sie soll je nach Lage im Gelände 300 bis 400 Meter lang sein. Auf der Bahn sollen als federnder Untergrund Holzhackschnitzel verlegt werden. Auf einer solchen Bahn können dann Dietmar Hampel zufolge die sportmedizinischen Untersuchungen der Schüler verbessert werden. Auch wird wegen des großen Schülerzulaufs ein größerer Gesundheitsraum benötigt. Zu den Planen gehört weiterhin die Aufstellung von Edelstahl-Fitnessgeräten auf der Grünfläche, so dass laut Hampel ein regelrechter kleiner Sportpark entstehen könnte. Entsprechende Antrage für Laufbahn und Gesundheitsraum sind beim Kreis als Schultrager bereits eingereicht.
Kommentar der Stadtparkinitiative zur Eigennutzung durch das Berufskolleg:
Falls das Gelände (Stadtpark) unbebaut bleibt und für den Schulsport genutzt wird, wäre es ein doppelter Gewinn für Stadtklima und Gesundheit.